Zusammenfassung

Das Buch befasst sich mit der Entdeckung, visuellen Beobachtung, Beschreibung und Katalogisierung von Nebeln und Sternhaufen im 19. Jahrhundert. Grundlegend ist die Frage, warum nach ihnen gesucht wurde und was die zahlreichen Beobachtungen und Kataloge für die Entwicklung der Astronomie gebracht haben. Es geht dabei um Astronomen, Standorte, Instrumente und eine große Zahl von Objekten. Höhepunkt der Entwicklung, die mit William und John Herschel begann, war der "New General Catalogue" (NGC) von John Louis Emil Dreyer. Die Geschichte seiner Entstehung zeigt, was mit den Mitteln der Zeit erreicht werden konnte, um die räumliche Stellung, Natur und Evolution der Nebel und Sternhaufen zu verstehen. Der Zeitpunkt seiner Publikation im Jahr 1888 liegt im Übergang von der klassischen Astronomie, mit ihren visuellen Beobachtungen und Positionsmessungen, zur modernen Astrophysik, repräsentiert durch Spektroskopie, Fotografie und Fotometrie.

Mit dem NGC hat der Däne Dreyer den letzten großen "visuellen" Katalog geschaffen, der alle Arten nicht-stellarer Objekte am gesamten Himmel enthält. Er ist zweifellos der meistverwendete Katalog in der modernen beobachtenden Astronomie. NGC-Nummern sind nach wie vor fester Bestandteil der Fach- und Amateurastronomie. Die Objekte gehören zu den primären Zielen der Forschung. Ihre moderate Helligkeit und Größe erlaubt astrophysikalische Untersuchungen auch mit relativ kleinen Teleskopen; mit den besten Instrumenten sind extreme Detailstudien möglich.

Der Umfang des Themas hat offenbar - im Gegensatz zum Messier-Katalog mit seinen 103 Einträgen - eine umfassende historische Aufarbeitung bislang verhindert; lediglich einige Teilaspekte wurden untersucht. Im Zentrum der Arbeit stehen die 7840 NGC-Objekte (von denen über 2000 in Tabellen und Abbildungen dargestellt werden). Die Geschichte ihrer Entdeckung wurde anhand der Originalbeobachtungen rekonstruiert. Viele finden sich bereits in früheren Katalogen und Verzeichnissen (z.B. Messier, William und John Herschel, Auwers, Dreyer). Um ein zeitlich und inhaltlich konsistentes Bild zu erhalten, wurden nicht nur der NGC, sondern auch seine Vorläufer kritisch analysiert. Dabei dienen moderne Objektdaten, die den realen Himmel repräsentieren, als Bezugspunkt. Wichtigste Quelle ist hier der "Revised New General and Index Catalogue" des Autors.

Was die Entdecker betrifft, so geht es um 100 Personen, verteilt über viele Länder. Deren Biografien, Beobachtungen, Standorte, Instrumente, Publikationen und Erfolgsquoten werden dargestellt. Leider hat Dreyer diesbezüglich nur spärliche Angaben gemacht. Hintergründe und Quellen aufzudecken, erforderte somit umfangreiche Recherchen; zahlreiche Originalschauplätze und Bibliotheken wurden aufgesucht. Bis auf wenige Fälle konnten alle relevanten Informationen ermittelt werden. Es ist allerdings bedauerlich, dass trotz intensiver Bemühungen Dreyers Nachlass (der beträchtlich gewesen sein dürfte) nicht gefunden werden konnte.

Thematisiert werden auch die Entwicklung der Beobachtungs- und Teleskoptechnik sowie der wissenschaftliche Status der Observatorien und Astronomen. Interessant ist auch deren Kommunikation, wobei mit gegenseitiger Kritik nicht gespart wurde. Kontrovers diskutiert wurden insbesondere die Identifikation und Katalogisierung sowie die subjektive Beschreibung und Zeichnung von Nebeln. Im Vordergrund standen dabei Fragen der Existenz, Auflösbarkeit, Struktur und Veränderlichkeit. Unterschiedliche Standortbedingungen, Teleskopgrößen und Fähigkeiten der Beobachter in der Wahrnehmung und Darstellung der Objekte zeigen deutlich die Grenzen der visuellen Beobachtung auf. Ausführlich dargestellt werden populäre Beispiele wie der Orionnebel, die Spiralgalaxie M 51 in den Jagdhunden, der Merope-Nebel in den Plejaden und "Hind's Variable Nebula" im Stier.

Die Arbeit liefert ein Bild der Probleme und Erfolge der Untersuchung von Nebeln und Sternhaufen im 19. Jahrhundert. Es wird deutlich, wie sehr das Thema noch in der klassischen Positionsastronomie verhaftet war. Nur wenige, wie etwa die beiden Herschel oder Lamont, wagten Spekulationen über die physikalische Natur der Objekte. Die visuellen Beobachtungen konnten hier nur ein qualitatives, und folglich umstrittenes Bild der Realität liefern. Substanzielle Fortschritte wurden erst durch die neuen astrophysikalischen Methoden erzielt. Glücklicherweise bot die große Zahl katalogisierter Nebel ein ausreichend Material für fortgeschrittene Studien.

Abschließend behandelt die Arbeit die weitere Entwicklung. Was den NGC betrifft, so brachte sie viele Korrekturen und Ergänzungen: von Dreyers 1895 und 1908 publizierten Index-Katalogen bis hin zu modernen Revisionen unterschiedlicher Qualität. Der Anhang enthält u.a. die Daten von über 200 Teleskopen sowie unfangreiche Literatur-, Personen-, Standort- und Objektverzeichnisse.

 

Inhalt

Vorwort

1 Grundlagen der Arbeit

2 William Herschels Kataloge

3 John Herschels Beobachtungen in Slough

4 Parallel zu John Herschels Slough-Beobachtungen

5 John Herschel am Kap der Guten Hoffnung

6 Die Zeit nach Herschels Beobachtungen bis zu Auwers' Nebelverzeichnis

7 Zusammenstellung des General Catalogue

8 Dreyers erster Katalog: das Supplement zu Herschels General Catalogue

9 Zusammenstellung des New General Catalogue

10 Der New General Catalogue: Publikation, Analyse, Auswirkungen

11 Sonderthemen

- Zeichnungen von Nebeln: Schein oder Sein?
- Positionsmessungen
- Zeichnungen von Nebeln: Schein oder Sein?
- Hinds variabler Nebel (NGC 1555) und seine Umgebung
- Die Plejadennebel

12 Zusammenfassung

Anhang

- Abkürzungen
- Teleskopdaten
-- Literaturverzeichnis, Internetadressen
- Personenverzeichnis
- Standortverzeichnis
- Verzeichnis der abgebildeten Objekte