Es handelt sich um
eine „Vorstellung“ (Performance) im Sinne dieses Wortes, d. h. um einen Dialog
als veranschaulichendes „Lehrstück“. Die Personen, von denen einige fiktiv
sind, führen ein Gespräch, das vom Kontext her möglich, aber so nicht durch
Quellen belegt ist. Eine Reihe von Anspielungen bezieht sich auf historisch
erwiesene Fakten (Fußnoten!), manches andere Eingestreute hält keiner
historischen Kritik stand.
Mit dem Namen des Bonner Astronom F.W.A. Argelander verbindet sich das erste große Sternverzeichnis der Neuzeit, die „Bonner Durchmusterung“, und bahnbrechende Untersuchungen von variablen Sternen. Argelander und seine Mitarbeiter waren aber auch an der Messung der ersten Sternentfernungen beteiligt. Diese fundamentalen Messungen wurden an dem Bonner Heliometer ausgeführt, das Argelander nach dem Vorbild des Gerätes seines Lehrers Bessel bauen ließ.
Schönfeld gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts zu den eifrigsten Beobachtern von Nebeln. Sein Lehrmeister war Argelander an der Bonner Sternwarte. Dort war er maßgeblich an der Erstellung der monumentalen Bonner Durchmusterung beteiligt. Bei den mit einem bescheidenen 76 mm-Kometensucher angestellten Beobachtungen fanden sich auch eine ganze Reihe (meist bekannter) Nebel. Einige, wie etwa NGC 1333 im Perseus, haben bemerkenswerte Verwirrung gestiftet.
Als Galileo Galilei vor 400 Jahren sein Teleskop zum erstenmal
auf den Himmel richtete, war er begeistert vom Anblick der Milchstraße: Nicht
die Milch der Göttermutter Hera, nicht der Weg der Toten ins Jenseits, nein,
Galilei sah „eine Ansammlung zahlloser, haufenförmig angeordneter Sterne in
gewaltiger Menge“.
Als fast 200 später im Jahre 1818 die „Preußische
Rhein-Universität“ in Bonn gegründet wurde, gab es unter den 27 Ordinariaten
auch einen Lehrstuhl für Astronomie. Friedrich Wilhelm August Argelander,
Direktor der neuen Sternwarte von 1836 bis 1875, unternahm es, Galileis „grandissimo
numero” Stern für Stern zu beobachten, Position und Helligkeit zu
katalogisieren und in Stein zu meißeln, insgesamt 325.000 Sterne. Argelanders
Nachfolger legten weitere Grundsteine zur Erforschung der Galaxis: einerseits
photographische Aufnahmen von offenen und kugelförmigen Sternen zum anderen den
Ansatz zur Bestimmung der absoluten Sternhelligkeiten durch Analyse von
Sternspektren.
Den Wirren des Krieges folgte in den 50er Jahren des 20.
Jahrhunderts ein doppelter Aufbruch: Die Bonner Sternwarte erhielt eine
Außenstation mit leistungsfähigen Teleskopen auf dem Hohen List in der Eifel
und auf dem Stockert bei Münstereifel wurde eines der ersten größeren
Radioteleskope errichtet. Ein neues Institut für Radioastronomie, aus dem bald
auch das Max-Planck-Institut mit dem 100 m-Teleskop hervorging, folgte. Ein
Schwerpunkt war wiederum die Enträtselung der Milchstraße, nun aber des staub-
und gasförmigen Anteils in der Ebene und in rasanten Halowolken. Es wurde aber
auch überfällig, die Beobachtung der Himmelsobjekte in unterschiedlichen
Spektralbereichen und die Trennung von Beobachtungen und deren Interpretation
nicht mehr auf mehrere Institute zu verteilen, sondern zu einer Forschungs- und
Lehranstalt zusammenzuführen. Die Findung eines Namens für den Start ins 3.
Jahrtausend war nicht schwierig: Argelander-Institut für Astronomie AIfA!
Eine Übersicht zur Gesamtgeschichte mit einer Vertiefung
über das welt-zweit/drittgrößte Teleskop seiner Zeit, das der Kieler
Physik-Professor Johann Gottlieb Friedrich Schrader hier in Kiel-Garden 1793
sich baute. Eine bizarre Kreuzung aus Bockwindmühle, Hafenkran und Sternwarte.
Der Spiegel hatte 27 Fuß (7,5 m) Brennweite. Gegenüber den Herschelschen und
Schroeterschen Konstruktionen hatte es den Vorteil, dass es ohne Assistenten
auskam, der Beobachter konnte per Zahntrieben die 120-Zentner-Montierung
vollständig und alleine nachführen (ähnlich, wie die holländischen Windmühlen).
Leider war Schrader neben seiner Lehrtätigkeit nur Fernrohr-Konstrukteur und
Bastler (er lieferte auch die Schroeterschen Spiegel), aber nicht Beobachter.
So wurde der „Coloß“ mit seiner Berufung nach St. Petersburg 1794 leider wieder
abgebaut - über seinen Verbleib ist nichts bekannt.
Die vor 170 Jahren zu Pulkowo bei Sankt Petersburg gegründete Nikolai-Hauptsternwarte war im 19. Jahrhundert eines der führenden astronomischen Observatorien. Man sprach von der „astronomischen Hauptstadt der Welt“. Ihr Begründer und erster Direktor war Wilhelm Struve, dessen Name für vier Generationen berühmter Astronomen steht. Im 20. Jahrhundert musste die Sternwarte als Folge der Oktoberrevolution 1917 und während des stalinistischen Terrors der 30er Jahre schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Die mehr als zwei Jahre dauernde Belagerung Leningrads durch deutsche Truppen im 2. Weltkrieg endete mit der völligen Zerstörung der Sternwarte. Nach ihrem originalgetreuen Wiederaufbau Anfang der 50er Jahre war die Zukunft der Sternwarte durch den Zerfall der Sowjetunion aufs Neue bedroht.
Im späten 19. Jahrhundert war das Interesse der breiten
Allgemeinheit an Astronomie groß: Nicht nur Wilhelm Foerster berichtet aus der
Arbeit der Berliner Sternwarte, dass diese, wenn sie öffentliche Führungen
anbot, schnell überlaufen war. Auch unter anderen Astronomen gab es populäre
Bemühungen, so etwa Bessel, Klein, Mädler oder Wolf. Astronomie war in
populären Zeitschriften wie der „Urania“ oder der „Gartenlaube“ stark
vertreten. Nur wenig früher als bei der Gründung der ersten, explizit für
Populärastronomie errichteten Volkssternwarten, kommen in Deutschland Ende des
19. Jahrhunderts auch spezielle populär-astronomische Zeitschriften heraus. Die
sogenannte „volkstümliche Astronomie“ wird kommerzialisiert und
institutionalisiert.
Allerdings ließ bestimmt nicht nur die Notwendigkeit, sich
seinen Lebensunterhalt zu sichern, Akteure mit ganz verschiedenen Biographien
in den Dienst der Göttin Urania sowie der vielen nach ihr benannten
Einrichtungen treten. Dann nämlich ließe sich schwerlich erklären, warum die Arbeit
von Institutionen wie der Berliner Urania trotz tiefroter Zahlen weiterlief,
warum selbst in der Wirtschaftskrise von 1929-32 noch Volkssternwarten mit
öffentlicher und privater Unterstützung entstanden und warum vielerorts auch
Schulsternwarten ihre Pforten für die Allgemeinheit öffneten.
In diesem Vortrag soll es also speziell um die sozialen
und inhaltlichen Motive der Populärastronomen gehen. Denn die Populärastronomie
eröffnete einen neuen Bildungsraum in der Gesellschaft, der durchlässiger war
als die Universität, seinen Akteuren Selbstinszenierung ermöglichte, auch
Frauen aufnahm, demokratische Forderungen nach Teilhabe an Wissenschaft
erfüllte und überdies unterhaltsam zu sein versprach.
Der Vortrag kann auch als Grundlage für eine Diskussion
darüber, ob heute bei Aktiven aus Volkssternwarten ähnliche Motive am Werk
sind, dienen.
Kürzlich wurden große Teile des Schönfeldschen Briefwechsels im Keller des Argelander-Instituts aufgefunden; nach Sortierung sollen sie der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Bonn übergeben werden. Besonders interessant sind die Briefe von Winnecke an Schönfeld, die sich beide als Argelander-Schüler in Bonn befreundet hatten. Zu Beginn des Briefwechsels war Winnecke Privatastronom in Karlsruhe, Schönfeld Direktor der kleinen Mannheimer Sternwarte, am Ende Winnecke Direktor der Straßburger Sternwarte und Schönfeld Direktor in Bonn. Während in den ersten Jahren sich die Korrespondenz besonders mit veränderlichen Sternen beschäftigt, wurde in späteren Jahren vor allem die Herausgabe der Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft thematisiert. Hierbei finden sich oft interessante Einblicke in das tägliche Leben und Arbeiten, wie auch über den üblichen Klatsch in Kollegenkreisen.
Als der Leiter der Vatikansternwarte, Johann Georg Hagen, 1920 erstmals über seine Entdeckung extrem ausgedehnter „dunkler Wolken“ abseits der Milchstraße publizierte, die er durch Jahre lange Beobachtungen am Teleskop gemacht zu haben glaubte, war die Verwunderung groß: Sie passten überhaupt nicht zu den zu jener Zeit aktuell diskutierten Vorstellungen vom Aufbau des Universums, denn sie zeigten sich hauptsächlich abseits der Milchstraße. Insbesondere ließen sie sich auf keiner einzigen der bereits zahlreich existierenden Fotografien des Himmels nachweisen, die ansonsten bereits viel mehr zeigten, als der Mensch mit eigenen Augen am Teleskop erkennen konnte. Doch Hagen war überzeugt: Seine Beobachtungen sind real! Mit dieser Ansicht stand Hagen jedoch weitgehend allein, und es ist ausschließlich seiner tiefen Überzeugung für die Richtigkeit des Gesehenen und seinem beeindruckenden Arbeitseifer geschuldet, dass er im Alter von weit über 70 Jahren noch das Mammutprojekt einer visuellen Himmelsdurchmusterung nach diesen Kosmischen Wolken am 16-zölligen Refraktor der Vatikansternwarte startete. Nur wenige Astronomen unterstützten ihm auf seinem Weg; selbst konstruktive Kritik war selten. Erst nach Hagens Tod wandelte sich die vorherrschende Meinung gegenüber den frühen Jahren zunehmend, schließlich war man in Deutschland, aber auch darüber hinaus, bereit, die Hagenschen Kosmischen Wolken als reale Phänomene anzuerkennen. Der Ausbruch des Krieges beendete abrupt alle Forschungen an den Kosmischen Wolken, die nie wieder das Vorkriegsniveau erreichen sollten.